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Fortbildungspunkte

Für die Teilnahme an den Nachmittagsseminaren werden Fortbildungspunkte beantragt.

Das Nicht-Sexuelle der Perversion

(Mo – Do 16:30 bis 18:00 Uhr)

Beschreibung

Das Seminar widmet sich dem psychoanalytischen Konzept der „narzisstischen Plombe“, das Fritz Morgenthaler 1974 zur Beschreibung eines inneren Schutzmechanismus geprägt hat. Gemeint sind rigide psychische Strukturen, mit denen frühe narzisstische Verletzungen abgewehrt und ein fragiles Selbstgefühl stabilisiert werden – häufig auf Kosten von Beziehungsfähigkeit und innerer Lebendigkeit. Mit dem sexuellen Ritual einer Perversion mit „Plombenfunktion“ können existentielle Ängste und schwere seelische Konflikte externalisiert werden.

Eine Perversion i.S. sexueller Störungen kann als Ausdruck narzisstischer Selbstreparatur, einer Stabilisierung eines brüchigen Selbstgefühls verstanden werden.

Nach einer Einführung in die Nomenklatur und diagnostische Einordnung besonderer sexueller Präferenzen werden wir u.a. anhand des Konzepts von Morgenthaler klinische Beispiele diskutieren und den Zusammenhang zu zentralen Themen wie narzisstischer Abwehr, Identitätsbildung und therapeutischer Beziehung herstellen. Dabei wird dem Umgang mit Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomenen und einem Verständnis für dahinter liegende Sehnsüchte, Ängste und Aggressionen eine besondere Bedeutung beigemessen. Das Seminar richtet sich an psychodynamisch interessierte Psychotherapeut:innen, die ihre diagnostische und therapeutische Sensibilität im Umgang mit narzisstisch geprägten Sexualstörungen vertiefen möchten.

Referent:innen

Dipl.-Psych. Annika Flöter

Dipl.-Psych. Vivian Jückstock

Der hinreichend gute Therapeut und das wahre/falsche Selbst im Behandlungszimmer

(Mo – Do 16:30 bis 18:00 Uhr)

Beschreibung

Wie entstehen Vertrauen und Authentizität in der Psychotherapie? Was bedeutet es, wahrhaftig und lebendig zu sein - und wie gehen wir mit Täuschung, Anpassung und innerer Not um? In diesem Seminar widmen wir uns den zentralen Konzepten des Objektbeziehungstheoretikers Donald Winnicott: der mütterlichen Holding-Funktion und der primären Aggression, der Bedeutung von Spiel und Kreativität, der antisozialen Tendenz als Zeichen der Hoffnung sowie der Angst vor dem Zusammenbruch. Wir beleuchten, wie diese Ideen helfen können, Prozesse und Phänomene von Selbstwerdung und/oder (Selbst-)Täuschung im therapeutischen Setting besser zu verstehen. Es geht dabei auch um Menschenbilder, Haltungen und die entsprechenden Behandlungsimplikationen. Somit verbindet das Seminar Theorie und Praxis - mit Raum für Austausch, Reflexion und die Entwicklung neuer Impulse für die eigene Arbeit. Fallvignetten sind willkommen (bitte nach Absprache per Mail: platow@hamburgpsychotherapie.de); die Lektüre der vorab zur Verfügung gestellten Artikel wird als Diskussionsgrundlage empfohlen.

Referent:innen

Hannah Nebeling, M.Sc.

Heike Platow, M.Sc.

Träume erinnern, Träume erzählen und Träume deuten – eine Vertrauensfrage?

(Mo – Do 16:30 bis 18:00 Uhr)

Beschreibung

Traumdeutung kompakt – Träume erinnern, Träume erzählen und Träume deuten – eine Vertrauensfrage?
Auch Träume können zwischen (innerer) Wahrheit und (Selbst)Täuschung changieren, zumeist ist ihre Mitteilung in der Psychotherapie ein Vertrauensbeweis und die Arbeit mit ihnen hat in der Psychoanalyse und Psychotherapie einen festen Platz. Seit Freud die Träume als vollgültige psychische Phänomene betrachtet und mit ihrer Deutung die Mechanismen der Traumbildung und das topische Modell des psychischen Apparates konzeptualisiert hat, sind Träume in ihrer Entstehung, Funktion und Bedeutung immer weiter erforscht worden. Die bedeutsamsten Strömungen der Traumdeutung und – forschung werden in einer Einführung, die die Aspekte des Tagungsthemas aufgreift, in Grundzügen vorgestellt und diskutiert (Neurowissenschaften, Ich-Psychologie, Objektbeziehungstheorie, Traum als Mikrowelt, Träume in der Therapieforschung, Träume in der lebenslangen Entwicklung). In jeder Sitzung ist die Deutung eines Traumes vorgesehen. Die Träume werden von den Teilnehmer:innen aus ihrer klinischen Arbeit eingebracht und in der Gruppenarbeit, die von den Konzepten und der Methode von Morgenthaler und Reiche ausgeht und von mir weiterentwickelt wurde, erschlossen und interpretiert; diese Methode wird vermittelt. In der Gruppenarbeit werden Träume von Erwachsenen aller Altersgruppen – und auf vielfachen Wunsch - auch von Kindern und Jugendlichen berücksichtigt. Das Seminar ist auch für Kandidat:innen geeignet, die in der Zusammenarbeit mit erfahrenen Kolleg:innen, die Grundlagen der psychoanalytischen Traumdeutung kennenlernen oder vertiefen und selbst Träume einbringen können.

Referent:innen

Dipl. Psych. Christiane Schrader

Nur ein scheinbarer Widerspruch

(Mo – Do 16:30 bis 18:00 Uhr)

Beschreibung

Wahrhaftigkeit und Vertrauen in der psychotherapeutischen Beziehung sind Grundvoraussetzungen für den Behandlungserfolg. Wie steht es um die Wahrhaftigkeit, wenn Leugnung, Spaltungsprozesse und exzessive projektive Mechanismen das psychopathologische Bild bestimmen? Psychotische (wahnhafte) Verkennung stellt definitionsgemäß die Realitätstreue von Wahrnehmung infrage. Wenn wir in solchen Situationen lediglich korrigierend auf realitätsgerechte Wahrnehmung bestehen, übernehmen wir die Funktion antipsychotischer Medikamente, die vorwiegend symptomunterdrückend wirken und die kreative lösungsorientierte Bedeutung psychotischer Symptome für Betroffene nicht ausreichend würdigen.
Das "psychotische Dilemma" (u.a. Lempa G, Haebler Dv, Montag C (2017) Psychodynamische Psychotherapie der Schizophrenien: Ein Manual), das bei intensiver therapeutischer Arbeit auch in der Übertragungsbeziehung auftaucht, reduziert den Spielraum in der Regulierung von Nähe und Distanz und kann zu Missverständnissen in der Beziehung beitragen, z.B. der Zuschreibung von Feindseligkeit oder Destruktivität da, wo ein(e) Patient*in sich in ihrer Selbstdefinition beeinträchtigt fühlt.
Anklänge an dieses Dilemma finden sich auch bei neurotischen und Borderline-Pathologien.
Wir wollen in diesem Seminar am ersten Tag theoretische Hintergründe für paranoides Misstrauen und psychotische Einschränkungen der Wahrhaftigkeit referieren und an den folgenden drei Seminartagen anhand von ausführlichen Falldarstellungen typische Behandlungssituationen vorstellen und Lösungen diskutieren.

Referent:innen

Dr. Hans Schultze-Jena

Dr. phil. Dipl.-Psych. Karsten Schützmann

Veränderte Identitäts- und Partnerschaftsentwicklung bei jungen Erwachsenen

(Mo – Do 16:30 bis 18:00 Uhr)

Beschreibung

Bei den emerging adults (den 18 bis 30-jährigen) ist vieles im Fluss, instabile Arbeits- und Beziehungsverhältnisse mit einem erhöhten Selbstfokus, ja Narzissmus, sind auffallend. Die verzögerte Identitätsentwicklung hat Konsequenzen für die Paarbeziehung und ist mit einem häufigen Partnerwechsel bei weniger commitment („Flucht vor der Intimität“) verbunden. Der Einfluss der sozialen Medien ist gravierend; insbesondere Online-Dating mit seinen veränderten geschönten Darstellungen und der relativen sexuellen Enthemmung wirft die Frage auf, ob junge Leute noch zwischen „in and out of the box“ (Shmuel Ehrlich) unterscheiden können und die Realität überhaupt noch attraktiv ist. Die therapeutischen Konsequenzen, u.a. Aspekte des Rahmens und der therapeutischen Beziehung, sollen gemeinsam reflektiert werden. Gerne können eigene Fälle eingebracht werden.

Referent:innen

Prof. Dr. Inge Seiffge-Krenke

Ein praxisorientierter Workshop

(Mo – Do 16:30 bis 18:00 Uhr)

Beschreibung

Patient:innen mit Traumafolgestörungen begegnen uns in der Psychotherapie häufig und erfordern aufgrund der speziellen Neurophysiologie und Psychodynamik Modifikationen in der Behandlungstechnik. Die verfahrensübergreifende moderne Traumatherapie erleichtert den Zugang und das Verständnis für diese Klientel und bietet eine (manchmal verwirrende) Vielfalt an Methoden. In diesem Seminar wird es Theorieabschnitte zur häufig bunten Symptomatik, Diagnostik und gut erforschten Neurophysiologie geben sowie eine Betrachtung der Besonderheiten in der Psychodynamik und Beziehungsgestaltung einschließlich typischer Fallstricke. Außerdem werden wir grundlegende imaginative Stabilisierungsübungen nach Reddemann ausprobieren, traumafokussierte Anamnese üben und lernen, Ressourcen zu aktivieren.
Ein kurzer Einblick in die Arbeit mit EMDR wird mit einer Selbsterfahrungsübung in der Gruppe plastischer.
Nach dem Seminar soll mittels Theoriewissen und praktischem Handwerkszeug die therapeutische Einschätzung, Behandlungsplanung und Psychotherapie von Patient:innen mit Traumafolgestörungen leichter fallen. Die gewonnene eigene Sicherheit mit der Thematik soll zudem die therapeutischen Beziehungen und die Therapieverläufe verbessern.

Referent:innen

Dr. med Sabine Sobirey

(Mo – Do 16:30 bis 18:00 Uhr)

Beschreibung

Die Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) wurde in den 1990er Jahren von einer Gruppe psychoanalytischer Forscher und Kliniker entwickelt und stellt inzwischen einen weithin akzeptierten Standard in der psychodynamischen Diagnostik für Klinik und Forschung dar. Die OPD basiert auf einem halbstrukturierten Interview und ermöglicht die reliable und valide Erfassung psychodynamischer Kern-konstrukte im Rahmen eines multiaxialen Systems. In den vier Achsen sind relevante Dimensionen des Krankheitserlebens und der Behandlungsvoraussetzungen (Achse I), der Beziehung inklusive Übertragung/Gegenübertragung (Achse II), der Konflikte (Achse III) und der Struktur (Achse IV) operationalisiert. Der Einführungskurs dient der Vorstellung der jeweiligen Achse. Nach Erläuterungen zu den ideengeschichtlichen Hintergründen werden anhand von Video-Clips die jeweiligen Achsen illustriert und die diagnostische Einschätzung gemeinsam geübt und diskutiert.


Literatur: Arbeitskreis OPD (Hrsg.): Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik – OPD-3. Das Manual für Diagnostik und Therapieplanung. 2. Auflage. Hogrefe, Bern: 2024

Referent:innen

Prof. Dr. Carsten Spitzer

(Mo – Do 16:30 bis 18:00 Uhr)

Beschreibung

Das Zuhören bildet die Grundlage für gegenseitiges Verstehen und Vertrauen sowie die Wahrnehmung des Fremden und Unbekannten. Auf dieser Basis können psychotherapeutisch relevante Inhalte zugänglich werden und in der Folge gemeinsam verstanden werden.

Zuhören stellt eine Grundvoraussetzung für psychotherapeutisches Arbeiten dar. Insbesondere klanglich-emotionales Hören und stimmlicher Ausdruck ermöglichen einen Handlungsdialog, der lohnende und wertvolle Informationen enthält.

Die Ausdruckskraft musikalischer Parameter, wie Klangfarbe, Dynamik, Pausen und Tempo steht in Wechselwirkung mit biografischen und relationalen Erfahrungen. Sie findet sowohl in der Sprechstimme als auch im freien, improvisatorischen Musizieren ihren Ausdruck und fungiert als Medium für Selbstäußerung und Beziehungsgestaltung.

Musik fordert und fördert eine spezifische Form des therapeutischen Hörens, die sich durch Präsenz, ästhetische Sensibilität, Mehrdeutigkeit und empathisches Mitschwingen auszeichnet. Neben bewusst zugänglichen Dimensionen spielt im klanglichen Beziehungserleben auch das Unbewusste eine zentrale Rolle.

Im Seminar werden Hörerfahrungen durch Klänge im improvisatorischen Spiel auf unterschiedlichen Instrumenten sowie durch den Einsatz der Sprech- und Singstimme ermöglicht. Durch gemeinschaftliches Handeln entfaltet sich die Bereitschaft zum spielerischen Erproben.
Die Analyse musikalischer Parameter verfeinert die auditive Wahrnehmung und eröffnet Zugänge zu bewussten wie vorbewussten Erfahrungsebenen.

Das Seminar richtet den Fokus sowohl auf die Entwicklung der Zuhörfähigkeit als auch auf die therapeutische Bedeutung von Momenten, in denen Zuhören erschwert, durch Täuschung beeinflusst, oder unmöglich ist.

Musikalische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Referent:innen

Prof. Dr. Gitta Strehlow

Im Konflikt zwischen dem Wunsch nach Selbstbestimmung und Abhängigkeit

(Mo – Do 16:30 bis 18:00 Uhr)

Beschreibung

Die Existenz des Menschen gründet auf der Entscheidung zwei anderer Menschen, ein Kind zu zeugen, ohne dass dieses zuvor um Zustimmung gebeten werden könnte. Der erste Schrei des Säuglings drückt seine Suche nach einem hilfreichen Menschen aus, auf den er angewiesen ist um zu überleben. Gleichzeitig steckt in dem Schrei aber auch die Rebellion gegen diese existentielle Abhängigkeit, so sinngemäß Immanuel Kant. Schon das Kleinkind strebt nach Selbstbestimmung und wehrt sich gegen Abhängigkeit und Fremdbestimmung, erlebt aber immer wieder, dass ihm Grenzen gesetzt sind, die es anerkennen muss. Die Rebellion gegen das Angewiesensein einerseits und die Notwendigkeit, diese Abhängigkeit als Teil der conditio humana anzuerkennen andererseits, begleitet uns vom ersten Schrei bis ans Lebensende. Die Autonomie des Individuums ist aber ganz einseitig zum höchsten Wert westlicher Gesellschaften geworden. Zugleich aber gibt es tiefe Bedürfnisse nach Bindung und Versorgung, was in vielen Bereichen zu Konflikten führen kann. In der Psychotherapie bemühen wir uns um mehr Selbstbestimmung für unsere Patienten, indem sie sich von neurotischen und traumatisch bedingten Einschränkungen befreien. Zugleich geht es aber auch um die Anerkennung unveränderbarer Lebenstatsachen.

Ein breites Spektrum solcher Konflikte wird an Fallbeispielen, die gern auch von den Teilnehmern eingebracht werden können, vorgestellt und miteinander reflektiert.

Referent:innen

Prof. Dr. Martin Teising

Herausforderungen bei der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen

(Mo – Do 16:30 bis 18:00 Uhr)

Beschreibung

Die übertragungsfokussierte Psychotherapie (Transference-Focused Psychotherapy, TFP) ist eine manualisierte, evidenzbasierte Behandlungsmethode für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen. Basierend auf Objektbeziehungstheorie und Psychoanalyse hat die TFP zum Ziel, über die Integration abgespaltener Selbst- und Objektrepräsentanzen eine Veränderung der Persönlichkeitsorganisation zu erreichen. Symptome werden gelindert und die Beziehungs- und Funktionsfähigkeit nachhaltig verbessert. In unserem Seminar liegt der Schwerpunkt auf der Anwendung der TFP bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Anhand von klinisch-praktischen Beispielen, die gerne auch von den Teilnehmenden kommen dürfen, diskutieren wir die Hintergründe und Interventionen der TFP sowie deren modifizierter Form, der übertragungsfokussierten Psychotherapie für Adoleszente (TFP-A). Für wen eignet sich die Methode besonders gut? Welche Aspekte sind spezifisch hilfreich? Wo stößt das Konzept möglicherweise an Grenzen? Dabei beleuchten wir nicht zuletzt den Umgang mit typischen Herausforderungen, wie sie etwa die Einbindung von Eltern oder des Helfernetzwerks mit sich bringen, und Anpassungen im (teil-)stationären Setting.

Referent:innen

Dr. med. Ursula Völker

Dr. Olga Wlodarczyk, M.Sc.

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