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Fortbildungspunkte

Für die Teilnahme an den Hauptvorträgen und dem Abendprogramm werden Fortbildungspunkte beantragt.

Psychische Gesundheitsauswirkungen des Klimawandels

(Montag, 9:30 - 11:00 Uhr)

Beschreibung

Die Überschreitung planetarer Grenzen bedroht die Lebensgrundlagen der Menschheit, Extremwetter können traumatisieren, in Zeiten der Krisenpermanenz sind Verschwörungsdenken und Polarisierung auf dem Vormarsch. Der Vortrag gibt einen Ausblick auf den Forschungsstand zu den Gesundheitsauswirkungen des Klimawandels, individuellen und gesellschaftlichen Reaktionen darauf sowie mögliche Ansätze für die Arbeit im und über das therapeutische Setting hinaus.

Ziele:
Vertieftes Verständnis zu planetarer Gesundheit (planetary health) im Bereich psychische Gesundheit, Anstöße zur Entwicklung einer (therapeutischen) Haltung zum Thema, Vermittlung erster Handlungsansätze für die Praxisführung und therapeutische Arbeit

Zielgruppe:
ärztliche, psychologische und Kinder- und Jugendpsychotherapeut:innen

Referent / Referentin

Katharina van Bronswijk M. Sc.

Zwischen Selbst- und Weltverlust

(Dienstag, 9:30 - 11:00 Uhr)

Beschreibung

Sowohl wahnsinnige Zeiten als auch wahnsinnige Erlebnisse können die Psyche des Menschen nachhaltig aus den Angeln heben und zu einer inneren Zerreißprobe werden – mit vielfältigen Folgen. Eine Folge ist das psychotische Erleben mit Nivellierung von Realität und Traum, Wahrheit und Schein, Existenz und Nicht-Existenz und Eigenem und Fremdem. Ein weiteres Grenzphänomen ist das dissoziative Erleben mit einer Trennung von Hier und Jetzt, Ich und Nicht-Ich, Innenwelt und Außenwelt und Gefühl und Verstand.

Für ein besseres Verständnis sollte der Blick über die Psychopathologie des Einzelnen hinausgehen und auch die jeweilige gesellschaftliche Situation und Stimmung und die Wechselwirkung derselbigen beachtet werden. Unsere heutige "wahnsinnige Zeit" blickt tief in die menschliche Seele hinein und diese wiederum in sie zurück. Sowohl psychotisches als auch dissoziatives Erleben können als Grenzphänomene zu einem Selbst- und Weltverlust mit existenziell bedrohlichem Charakter führen. Wie können diese Grenzphänomene im Kontext wahnsinniger Zeiten tiefenpsychologisch verstanden und vor allem therapeutisch behandelt werden?

Werfen wir vom Weltgeschehen einen Blick in unser Behandlungszimmer und aus diesem wieder zurück auf die Welt!

Referent / Referentin

Dr. med. Dr. phil. Andrea Moldzio MBA

(Dienstag ab 20 Uhr)

Beschreibung

Ein Professor macht in einem vollen Hörsaal eine fremdenfeindliche Bemerkung und stellt eine Studentin bloß. Der Saal raunt, ein Video geht viral und ihm droht der Rauswurf. Er bekommt jedoch eine letzte Chance: Er soll die Studentin auf den bundesweiten Debattierwettbewerb vorbereiten. Beide sind nicht begeistert…

Amüsant verpackt und versöhnlich wattiert schneidet der Film aktuelle Themen an: (post)migrantische Lebensrealitäten, die „alten weißen Männer“, Alltagsrassismus, die Macht der sozialen Medien, Diskutieren oder Canceln, Überzeugen oder Recht haben. Nehmen wir die Komödie also ernst. Sind wir psychodynamischen Psychotherapeut:innen eigentlich eine „Bubble“? Sind auch wir selbstgerecht, wenn wir uns in Freuds Werken besser auskennen als in der nächsten Plattenbausiedlung? Könnte uns unser Wissen auseinandersetzungsfaul machen? Obgleich ich mehr Fragen als Antworten habe, möchte ich gern mit Ihnen diskutieren.

Referent / Referentin

Anna Sander M. Sc.

(Mittwoch, 9:30 - 11:00 Uhr)

Beschreibung

Es geht um den lebenslangen Konflikt zwischen dem Wunsch, Grenzen überwinden und Grenzen erhalten zu wollen. Psychische Grenzen des Individuums, Grenzen im zwischenmenschlichen Miteinander und im politischen Kontext werden angesprochen.

Referent / Referentin

Prof. Dr. Martin Teising

(Mittwoch ab 20 Uhr)

Beschreibung

In öffentlichen und wissenschaftlichen Diagnosen erscheint die Demokratie in akuter Gefahr. Glaubten manche Beobachter nach 1990 an eine letzte Welle globaler Demokratisierung, entpuppten sich diese Hoffnungen als voreilig. Statt des Vertrauens in demokratisch fest verankerte Institutionen dominiert seit einigen Jahren vielfach die Sorge vor künftigen Formen einer Entdemokratisierung.

Der Vortrag blickt auf die Geschichte moderner Demokratien zurück, um zentrale Aspekte in den aktuellen Debatten genauer zu bestimmen. In historischer Perspektive wird zum einen deutlich, dass das Verständnis von Demokratie sich in den vergangenen zweihundert Jahren in Europa vielfach verändert hat. Hiervon zeugen nicht zuletzt Spezifizierungen wie „parlamentarische Demokratie“, „sozialistische Demokratie“, „wehrhafte Demokratie“, „liberale Demokratie“.

Angesicht der geschichtlichen Entwicklung demokratischer Regierungsformen fragt der Vortrag, von welcher Demokratie die Rede ist, wenn ihre Gefährdung in der Gegenwart konstatiert wird. Erst wenn diese Frage genauer bestimmt ist, lässt sich nachvollziehen, welche Funktion die gegenwärtigen Diagnosen einer Krise der Demokratie erfüllen. Insgesamt will der Vortrag ein besseres Verständnis der konfliktbehafteten Entstehung unserer Vorstellungen von Demokratie ermöglichen.

Referent / Referentin

PD Dr. phil. Philipp Müller

Wenn die äußere Realität in die innere Welt der Kur einbricht

(Donnerstag, 9:30 - 11:00 Uhr)

Beschreibung

In den vergangenen Jahren haben historische Krisen (Flüchtlingskrise, Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie, Israel-Gaza-Krieg) massiv Eingang gefunden in den zwischenleiblichen Raum der psychoanalytischen Kur. Dabei reaktivieren aktuelle äußere, gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse eigene frühere Trauma-Erfahrungen und können als intrusive Retraumatisierungen fungieren.

Mit seinem Begriff des 'Thinking under Fire' reflektiert Wilfred R. Bion eigene Kriegserfahrungen im ersten Weltkrieg im Hinblick auf die Entwicklung seiner Theorie des Denkens bzw. auf die Alpha-Funktion im psychoanalytischen Prozess. Die Überlegungen Bions eignen sich vorzüglich für die Analyse des Einflusses aktueller politischer Ereignisse auf die Behandlung.

Referent / Referentin

Prof. Dr. Dr. Rolf-Peter Warsitz

(Freitag, 9:30 - 11:00 Uhr)

Beschreibung

Der Neunte Familienbericht des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend zum „Eltern sein in Deutschland“ (2021) berichtet einen Trend, der durch einen steigenden Anspruch von Müttern (und auch Vätern) an die eigene Elternschaft gekennzeichnet ist. Beide verbringen mehr Zeit mit ihren Kindern als je zuvor, erleben sich jedoch gleichzeitig häufiger als insuffizient.

Der soziologisch geprägte Begriff der „Intensivierten Mutterschaft“ (Hayes 1996) beschreibt dazu passend ein zeitgeschichtlich geprägtes Verständnis von der mütterlichen Rollenübernahme, die intuitiv erfolge, kindliche Bedürfnisse in den Mittelpunkt stelle, Aufopferungsbereitschaft fordere und der optimalen Förderung des Kindes verpflichtet sei. Solche Vorstellungen werden als in westlichen Ländern vorherrschendes Ideal diskutiert und beeinflussen, so lässt sich postulieren, auch die psychodynamische Theoriebildung, unser therapeutisches Denken und Handeln. Der Vortrag soll einen Einblick geben in Ursprünge, Formen und aktuelle Folgen dieser Entwicklung, ergänzt um interkulturelle Perspektiven.

Referent / Referentin

PD Dr. med. Carola Bindt

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