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Beschreibung

Das komplexe psychophysische Konstrukt der Dissoziation ist historisch und inhaltlich eng mit den pathogenetischen Vorstellungen zur Hysterie verknüpft und hat daher einerseits eine Nähe zu traumatischen Erfahrungen (insbesondere sexuelle Grenzverletzungen in der frühen Biographie) und andererseits zu klinischen Merkmalen wie Dramatisierung, Suggestibilität oder gar des ‚Unechten‘. In der Begegnung mit Patient:innen mit dissoziativen Symptomen kann sich dieses Spannungsfeld in sehr gegensätzlichen Gegenübertragungen widerspiegeln, die von (Über)Identifikation mit dem Leid und der Opferrolle bis zu Unglauben, dem Gefühl getäuscht zu werden und ablehnender Distanzierung reichen. Um diese Gegensätzlichkeit besser verstehen zu können, zeichnet der Vortrag kursorisch die Ideengeschichte des Dissoziationsbegriffs nach, um anschließend aktuelle Definitionen, die heterogene Phänomenologie und Klassifikationsansätze zu erläutern. Über einen Exkurs zu ätiopathogenetischen Vorstellungen und neurobiologischen Befunden wird eine psychodynamische Einordnung versucht, die das Spannungsfeld zwischen Wahrheit und Täuschung auslotet. Abschließend werden psychotherapeutische Implikationen diskutiert.

Herr Prof. Dr. Carsten Spitzer bietet auch ein Nachmittagsseminar an (N07).

Referent / Referentin

Prof. Dr. Carsten Spitzer

Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsmedizin Rostock. FA für Psychiatrie & Psychotherapie sowie für Psychosomatische Medizin & Psychotherapie. Schwerpunkte: strukturelle Störungen, stationäre Psychotherapie, OPD & Psychotraumatologie.

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