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Immanuel Seniorenzentrum Schöneberg erneut als „Lebensort Vielfalt“ ausgezeichnet
Die Pflegeeinrichtung ist mit dem Qualitätssiegel für LSBTI*-sensible Pflege rezertifiziert worden. Seit der Erstzertifizierung 2018 ist das Heim bundesweit bekannt und vernetzt. Die Arbeit soll ausgebaut werden.
Das Immanuel Seniorenzentrum Schöneberg ist für seine LSBTI*-sensible Pflege erneut mit dem Qualitätssiegel Lebensort Vielfalt ausgezeichnet worden. Im Oktober 2018 hatte das Seniorenzentrum das Zertifikat als erste Pflegeeinrichtung Deutschlands erhalten. Nach eingehender Prüfung hat die Schwulenberatung Berlin die Auszeichnung am 5. Mai 2022 bei einem feierlichen Empfang erneut an die Einrichtung übergeben. Eine Rezertifizierung ist alle drei Jahre notwendig, um zu gewährleisten, dass die Pflegeeinrichtungen weiterhin die hohen Standards einer diskriminierungsfreien und inklusiven Pflege und Arbeitsumgebung einhalten.
Simon Lang von der Schwulenberatung Berlin bestätigte bei der Übergabe: „Wir haben uns das Immanuel Seniorenzentrum Schöneberg sehr genau angesehen und mit Bewohner*innen und Mitarbeitenden darüber gesprochen, wie sie sich hier fühlen. Wir haben festgestellt, dass auch in den drei Jahren seit der Erstzertifizierung die Mitarbeitenden weiterhin geschult worden sind und dass das Haus ein Umfeld ist, in dem alle so akzeptiert werden, wie sie sind. Wenn unsere Klient*innen uns fragen, in welcher Pflegeeinrichtung sie sicher und diskriminierungsfrei leben können, können wir ganz eindeutig das Immanuel Seniorenzentrum Schöneberg empfehlen.“
Viele ältere queere Menschen skeptisch gegenüber Gesundheitswesen
Lang wies darauf hin, dass gerade ältere queere Menschen Diskriminierung, Pathologisierung und Kriminalisierung erfahren haben und sich deshalb oft nur mit Skepsis und Sorge dem Gesundheitswesen anvertrauten.
Bei der vom Bundesfamilienministerium unterstützten Erstzertifizierung war das Immanuel Seniorenzentrum Schöneberg bundesweites Modellprojekt. In einem aufwändigen Prozess prüfte die beauftragte Schwulenberatung Berlin die Einrichtung damals auf der Basis eines Diversitätschecks mit 120 Kriterien: von der Qualifizierung der Mitarbeitenden im Umgang mit besonderen biografischen Erfahrungen und vielfältigen Pflegebedürfnissen, zu Angeboten für die Bewohner*innen, bis zur Sprache in Verträgen und Unterlagen.
Das Siegel hat die Schöneberger Pflegeeinrichtung bundesweit bekannt gemacht und ein sehr großes Medienecho erzeugt. Auch auf die Gewinnung neuer Mitarbeitender hat sich die Auszeichnung positiv ausgewirkt. Einrichtungsleiter Ralf Schäfer ist inzwischen gefragter Experte für LSBTI*-sensible Pflege und Diversität bei Behörden, Verbänden und politischen Institutionen. Die Arbeit des Seniorenzentrums ist als Best Practice Beispiel in mehreren Forschungsprojekten dargestellt worden.
Bundesweit gefragte Expertise
„Auch wenn uns das Pandemiegeschehen in den letzten Jahren vordergründig am meisten beschäftigt hat, haben wir den eingeschlagenen Weg kontinuierlich weitererfolgt“, sagte Schäfer bei der Siegelübergabe. Meilensteine seien die Kooperation mit der zur Schwulenberatung gehörenden Fachstelle LSBTI* Altern und Pflege, die Mitwirkung am Projekt PaRIS – Pflege als Risiko (ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt des Landeskriminalamts Berlin für gewaltfreie Pflege), der Beitritt in das Bündnis gegen Homophobie und die weit gefächerte Netzwerkarbeit wie etwa mit der Bundesinteressensvertretung schwuler Senioren e.V. (BISS) und dem Dachverband Lesben und Alter e.V. gewesen, so Schäfer.
Das Engagement für diversitätssensible Pflege über die eigene Einrichtung hinaus war 2021 zudem Anlass für die Korian Stiftung, das Immanuel Seniorenzentrum Schöneberg als bundesweit erste Pflegeeinrichtung mit dem Deutschen Pflegepreis in der Kategorie Vielfalt und Respekt auszuzeichnen.
Sensibilisierende Schulungen künftig auch in anderen Einrichtungen des Unternehmens
Diversitätssensible Pflege soll künftig in allen acht Pflege-, Suchthilfe- und Behindertenhilfeeinrichtungen von Immanuel Miteinander Leben stärker verankert werden. Geplant seien Schulungs- und Fortbildungskurse für Mitarbeitende.
„Wir alle wissen, dass es dringend notwendig ist, dass wir uns in der Altenhilfe und überhaupt noch stärker dieses Themas annehmen“, betonte Herbert Blum, Geschäftsführer von Immanuel Miteinander Leben, Trägerin des Immanuel Seniorenzentrums Schöneberg und eine Gesellschaft der Immanuel Albertinen Diakonie. „Das Immanuel Seniorenzentrum Schöneberg soll nicht unsere letzte Einrichtung sein, die das Gütesiegel Lebensort Vielfalt erhält.“
In seinem Grußwort verband Pastor Thorsten Graff, Leiter des Konzernbereichs Seelsorge-Theologie-Ethik, den Auftrag des Seniorenzentrums mit dem Bibelvers: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau, denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus“ (Galaterbrief Kapitel 3, Vers 27). Vor Gott zähle nicht, welche Eigenschaften jemand besitze. Alle seien Kinder Gottes und akzeptiert, wie sie sind. „Wir alle leben von der Liebe Gottes. Deshalb sagen wir: Schön, dass du da bist, so wie du bist, an diesem Lebensort der Vielfalt.“