D1: Ubiquitär - gesund - pathologisch - gefährlich
Zum psychodynamischen Verständnis und zur Behandlung narzisstischer Phänomene
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Beschreibung
Narzisstische Phänomene werden inzwischen ubiquitär diskutiert, sowohl umgangssprachlich als auch im gesellschaftlich-kulturellen Kontext. Sie begünstigen beruflichen Erfolg, bieten aber auch den Nährboden für Radikalisierung und Populismus und sind häufig mit schweren psychischen Pathologien verbunden. Dabei werden – oft unbewusst – Anleihen bei diversen theoretischen Konzepten gemacht, allerdings zumeist nur im Hinblick auf die Produktion bzw. Regulierung von Selbstwert.
Im Seminar soll der Frage nachgegangen werden, ob die Konzeptualisierungen des Narzissmus seit Freud nicht sehr viel existenziellere Ebenen berühren, in denen es um basale Identität, Selbstkohärenz und den Kampf mit vorsprachlichen Ängsten geht. In der Oszillation zwischen dem existenziellen Angewiesensein auf die Anerkennung durch den Anderen und dem unstillbaren Verlangen nach eigener Größe liegen Entwicklungschancen, aber auch Pathologien, die zu Spaltungen, Verleugnungen und projektive Ver(w)irrungen führen können. Der Diskurs in unserem Theorie-Praxis-Seminar soll sowohl auf moderne Behandlungskonzeptionen unterschiedlicher narzisstischer Pathologien als auch auf die Interpretation der entsprechenden kollektiven Phänomene ausgerichtet sein.
Das Einbringen von Fallvignetten ist willkommen.
Referent:innen
Dr. phil. Annegret Boll-Klatt
Dozentin, Supervisorin, Lehrtherapeutin; mit M. Kohrs zahlreiche Vorträge und Publikationen zum Diskurs der unterschiedlichen psychoanalytischen Schulen im Kontext von psychodynamischer Aus- und Weiterbildung; Mitherausgeberin der Zeitschrift „Psychodynamische Psychotherapie.
Mathias Kohrs
Psychoanalytiker DGPT; Dozent, Supervisor, Lehrtherapeut; zusammen mit A. Boll-Klatt zahlreiche Vorträge und Publikationen zum Diskurs der unterschiedlichen psychoanalytischen Schulen im Kontext von psychodynamischer Aus- und Weiterbildung.