D01 - Selbstliebe: zu viel oder zu wenig?
Dr. phil. Dipl.-Psych. Annegret Boll-Klatt
Dipl.-Psych. Mathias Kohrs
Kontakt
Narzissmus zwischen gesellschaftlichen Phänomenen und psychischer Pathologie
Nicht nur in der populärwissenschaftlichen sondern auch in der einschlägigen gesellschaftspolitischen und sozialpsychologischen Literatur hat die Beschäftigung mit der Selbstliebe – zusammengefasst unter dem Begriff des Narzissmus - nun schon seit einigen Jahrzehnten Hochkonjunktur, oft pointiert verdichtet in der Aussage, dass wir in einem narzisstischen Zeitalter leben.- Das psychoanalytische Narzissmus Konzept enthält seit Freuds „Einführung in den Narzissmus“ (1914) vielfältige Paradoxien und Kontroversen. In der Oszillation zwischen dem existenziellen Angewiesen sein auf die Anerkennung durch den Anderen und dem unstillbaren Verlangen nach eigener Größe und Unabhängigkeit liegen Entwicklungschancen, aber auch mögliche pathologische Prozesse, die zu Spaltung, Verleugnung und projektiven Ver(w)irrungen führen können. Die sich daraus in der Therapie entfaltende spezielle Beziehungsdynamik entzieht sich häufig den gängigen Behandlungstheorien und -techniken. Der Diskurs in unserem Theorie-Praxis-Seminar soll sowohl auf die psychodynamischen Behandlungsschwerpunkte unterschiedlicher narzisstischer Pathologien als auch auf die uns alle betreffenden Implikationen für unsere eigene und die gesamtgesellschaftliche narzisstische Balance ausgerichtet sein.