Input aus der Queer Theory?!
Dipl. Psych. Almut Rudolf-Petersen
(Donnerstag)
Anregungen für die psychodynamische Theorie und Praxis
Psychoanalytische Theorien treffen in den letzten Jahren vermehrt auf queertheoretisches Denken. Bei der Queer Theory handelt es sich weniger um eine in sich geschlossene Theorie, als vielmehr »um eine Haltung, um ein Fort- und Umschreiben, ein Ausstreuen«, wie es die Psychoanalytikerin Esther Hutfless beschreibt. Durch das Potential der Queer Theory, Normalität zu dekonstruieren, hat sie Berührungspunkte mit der psychoanalytischen Theorie, die die Trennung von normal und krank von Anfang an in Frage gestellt hat. Aber die Queer Theory dekonstruiert auch Selbstverständlichkeiten unseres abendländischen Denkens, die bisher nur von wenigen Psychoanalytiker: innen hinterfragt werden, wie z.B. die Binarität von Mann und Frau, reif und unreif, homosexuell und heterosexuell oder auch Konzepte wie Wahrheit, Identität, Autonomie und Eindeutigkeit. Im Vortrag wird die Frage aufgeworfen, ob die psychoanalytische Theorie und Praxis von queertheoretischem Denken profitieren kann. Und diese Frage wird bejaht: Die Psychoanalyse ist dazu angetreten, Normalität zu hinterfragen und kann sich ihrerseits immer wieder befragen lassen, ob einige ihrer Konzepte heteronormativ und essentialistisch sind. Und, wo nicht bereits geschehen, kann sie diese reformulieren.